February 2015 - RockTimes
Der erste Eindruck des Albums "Ways And Needs Of A Night Horse" ist schon ein bleibender. Der Vorgänger war »etwas für Genießer.« Bei vorliegender Platte fällt das Gesamtergebnis nicht im Geringsten anders aus. Bei Dark Americana/Folk Noir passt der Bandname Point Quiet schon so perfekt wie ein Maßanzug. Sehr wohl ist die Musik des Quintetts nicht ausschließlich von tränentriefender Melancholie durchzogen.
Zwölf Lieder mit keinen Angaben zum Songwriting füllen die Scheibe und die Songs sind beeindruckende Testamente einer Gefühlswelt, der man so oft nicht über den Weg läuft. Die Gruppe versteht es auf sanft-überzeugende Art und Weise, den Hörer in den magischen Kreis der Eingeweihten aufzunehmen.
Der Digipak ist durchgehend in schwarz-weiß und Schattierung zwischen den beiden Tönen gehalten. Farbtupfer werden durch die berührende Musik gesetzt. Selbst mit dem Mund erzeugtes Pfeifen passt ins Gesamtgeschehen. Auch wenn nicht aufgeführt wird, wer welche Instrumente spielt, darf man davon ausgehen, dass durch eine Vielzahl von Klangerzeugern ungemein differenzierte Emotionen zum Ausdruck gebracht werden. Respekt! So etwas schafft auch nicht jede Band.
Der Gesang, ob alleine vor dem Mikrofon oder im Chor, ist das i-Tüpfelchen auf atmosphärisch-dichter Stimmung. Americana oder Folk oder etwas, was man mit einem Stil gar nicht so genau kategorisieren kann ist die Musikwelt von Point Quiet. Getragene Balladen zwischen Traurigkeit und hoffnungsvoller Zuversicht sind äußere Symbole pastellfarbener Bilder, die den Hörer die Umgebung vergessen machen. Man wird von einem riesigen, zarten Tuch umhüllt. Die musikalischen Arme der Band geben so etwas wie Geborgenheit.
"Threnody" heißt so viel wie Klagelied. Wenn Point Quiet einem Lied einen solchen Titel gibt, dann darf man hier (und insgesamt nicht nur hier) davon ausgehen, dass Melancholie auf ganz hohem Niveau geboten wird.
Die Band ist ein Meister der zauberhaft-dicken Tränen, die einem bildlich gesprochen in Zeitlupe die Wangen herunter laufen. Dabei kann die Gruppe phasenweise auch noch mit dem nach innen gekehrten Blick hymnisch klingen. Harp und akustische Gitarre bilden eine perfekte Szenerie. Simone Manuputty lässt die Gänsehaut mit ihrer hellen, klaren Stimme dicker und dicker werden. "Threnody" ist nur eines der introvertierten Highlights des Albums.
Zur Klärung der Diversität muss man die Platte einfach nur weiterlaufen lassen, denn "Bright As City Lights" ist so etwas wie der anmutige Gegensatz zum Song-Vorgänger. Das Banjo sorgt für fröhlichere Momente und hier nimmt die Harp eine hoffnungsvollere Rolle ein.
Wie auf dem Debüt blickt die Combo über den großen Teich. Sentimentaler TexMex mit einem motivierenden Tanz-Charakter und typischen Bläser-Klängen als auch Akkordeon sorgen für einen sehnsüchtigen Abschluss eines Albums, mit dem Point Quiet Musik liefert, die unmittelbar nach der Stille kommt.
Point Quiet hat Niveau. Point Quiet verschiebt die Vergangenheit in die Gegenwart und blickt gleichzeitig in die Zukunft. Point Quiet macht Musik, die traumhafte Schatten wirft und wo Schatten sind, ist auch Licht. "Ways And Needs Of A Night Horse" ist, wie der Vorgänger, ein ganz spezielles Album, das an dieser Stelle auch mit einer speziellen Empfehlung versehen wird. In diesem Sinn ... besondere Momente haben besondere Stimmungen.
(Joachim 'Joe' Brookes)