May 2019 - RockTimes
Im Frühling 2019 brachte die Band Point Quiet ihr Album "Walking In The Wild" auf den Markt.
Auf der bei Continental Records Services erschienenen Scheibe serviert uns das Quintett um Pascal Hallibert Lieder, die zum größten Teil aus der ruhigeren Musik-Abteilung stammen.
Wer bestens inszenierten melancholischen Americana oder Alternative Country mag fühlte sich nicht nur bei Ways And Needs Of A Night Horse aus dem Jahr 2015 sehr geborgen, sondern wird es auch bei der vorliegenden Platte sein.
Die ausgestrahlte Sentimentalität wird von handwerklich hochklassiger Sensibilität befruchtet.
Die Formation Point Quiet ist ein Meister der ruhigen Stimmungen. Was das Quintett dem Hörer in den über sechsundvierzig Minuten, die sich auf zwölf Songs verteilen, serviert, ist Musik für die Zeit nach einem stressigen Tag, den man mit den Klängen von "Walking In The Wild" und einem feinen Getränk ausklingen lassen kann.
Wer sich vom nachdenklich-filigranen Opener "Highway In Your Head" angezogen fühlt, wird mit den noch verbleibenden Liedern eine innige Freundschaft schließen. Der eindringliche Gesang von Pascal Hallibert wird umgarnt von herrlich arrangierten Klängen aus unterschiedlichen Saiteninstrumenten. Wobei uns die Fingerpickings der akustischen Gitarre im linken Kanal durch den gesamten Track begleiten. Die Percussion-Beigaben sind vom Feinsten und dazu ziehen die Trompete, gemeinsam mit der Streicher-Sehnsucht, eine wunderschöne Hintergrundkulisse auf. Klasse!
Bei der Vielzahl an eingesetzten Instrumenten ist es einerseits nachvollziehbar, dass die Band in der Lage ist, variierende Stimmungen zu erzeugen. Andererseits überzeugen auch Arrangements mit dezenterer Begleitung. So zum Beispiel bei "Lonely Nights", in dem besonders die Backing Vocals Sympathieträger sind. Die sehr gut gesetzten Farbtupfer der E-Gitarre geben dem Track ein besonderes Auftreten und wie toll Pascal Hallibert seine Stimme einsetzt, ist bemerkenswert.
"The Distance" deutet Abstand an, aber dieser folkigen Ballade ist man doch so nah. Unglaublich, wie das Banjo vor einem fast schon schwebenden Hintergrund den dezenten Ton angibt. Bei dieser gelungenen Zurückhaltung nimmt man schon leichte Steigerungen der Dynamik wahr. So auch hier. Der gemeinsame Weg von Violine und Bläsern ist großartig. Point Quiet ist quasi ein Synonym für Geborgenheit.
Der Titelsong "Walking In The Wild" ist Folk der gehobenen Art und hier geht es, gemessen am musikalischen Verständnis der Formation, doch flotter zu. Simone Manuputtys zarte Stimme steht mehr im Fokus des Chorgesangs. Toll!
Zum ersten Mal ist auf einer Platte eine Komposition von Jan van Bijnen zu finden. Dabei handelt es sich um das Lied "Now, You Know It". Aus meiner Sicht zählt dieses Stück zu den Highlights der Scheibe, denn man erreicht den Hörer durch das Spannen eines balladesken Bogens, an dem ganz unterschiedliche Instrumente beteiligt sind. Top!
In "Tales Of Road 308" ist die Combo wieder etwas zügiger unterwegs. Bei dem Ausflug sitzt Simone Manuputty mit ihrer Violine am Steuer und die Lap Steel schließt sich den freundlichen Tönen des Streichinstruments an.
Point Quiets "Walking In The Wild" ist der Spaziergang durch eine sentimental-melancholische Gefühlswelt, die sich garantiert nicht auf der Oberfläche der Seele befindet.
(Joachim 'Joe' Brookes)